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24.03.24

Diagnose: Bandscheibenvorfall! Warum du sofort aufhören solltest Sport zu treiben!

Die einleitende Überschrift ist natürlich für jeden ambitionierten Sportler völliger Blödsinn. Für einen Teil, der nach Ausreden für den Sport suchenden Gesellschaft, natürlich ein gefundenes Fressen. 

Bandscheibenschäden sind vollkommener Mist, aber kein Grund dafür sein Leben zwanghaft einzuschränken und nackt nicht mehr gut aussehen zu können.

 

Ein Erfahrungsbericht von Sina-Christin Greis (Physiotherapeutin und Wettkampfathletin)

 

Körperliche Beschwerden machen vor dem Alter keinen Halt. Ich war 14 als ich das erste Mal über massive Schmerzen des Rückens klagte. Als ambitionierte Turnerin hatte ich eigentlich eine gute Muskulatur, welche vermutlich aufgrund eines Wachstumsschubes und einer Hypermobilität nicht adäquat Funktion leistete. Fakt ist: Eines Morgens wurde ich wach und erlebte Rückenschmerzen, verbunden mit Taubheit und ausstrahlenden Schmerzen über den Oberschenkel bis in den Fuß schießend. Ein Arzttermin mit einem aufschlussreichen MRT ergab nun die traurige Diagnose: „Bandscheibenprotusion.“ Dies ist kein Vorfall, sondern nur eine Vorwölben, jedoch mit 14 Jahren nicht unbedingt die Diagnose die man sich vorstellt. Es folgte Physiotherapie … der Rest würde sich im Laufe der Zeit „verwachsen“. Auf das verwachsen wartete ich sehr lange. Die Schmerzen blieben. Die Taubheit und die Sensibilitätsstörungen tauchten immer mal wieder auf und verschwanden. Ich fand mich damit ab, dass die unterschwelligen Schmerzen chronisch bleiben würden und ignorierte Ratschläge die sich mit dem Ziel der bewussten muskulären Stabilisierung/Kräftigung befassten. Es kam wie es kommen musste … Übermut tut nämlich selten gut. Durch eine Wette kam ich ans Krafttraining. Es sollten nie mehr als ein oder zwei Einheiten werden. Jedoch wollte ich in den Einheiten beweisen was ich kann. Eine Kniebeuge mit viel zu viel Gewicht für den bestehenden Muskelbestand endete mit einem hörbaren Knacken. Mit dem Knacken einschießender Schwindel, Kaltschweißigkeit, völlig fehlende Sensibilität in der Rückseite meines rechten Beines. Schmerzen hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jedoch war das Aufrichten erschwert, so als würde mich etwas blockieren. Der Schmerz ließ nicht lange auf sich warten. Schleichend wurde er über den Nachmittag mehr und hinderte mich schließlich ganz am Laufen. Ein Notfall-MRT am nächsten Tag ergab dann die Gewissheit: Bandscheibenvorfall L5/S1. Wäre ich damals bereits Therapeut gewesen, hätte ich gewusst wie wichtig gerade jetzt die Bewegung für mich ist. Zum damaligen Zeitpunkt zog ich jedoch die Variante Schonen und Infusionen vor. Die Schmerzen, die ich bereits aus meiner Jugend als chronischen Schmerz kannte, vervielfältigten sich. 

 

„Damit werde ich nun wohl Leben müssen“

 

...Und ich lebte damit…

 

Mein Weg führte aus beruflichen Gründen zurück zum Kraftsport. Diesen betrieb ich nun aktiv und vor allem intensiv. Nach einem halben Jahr anhaltendem Training plötzlich die Frage: „Wo sind meine Schmerzen? Sollten meine chronischen Schmerzen, die mich seit der Jugend begleiteten, plötzlich weg sein? Und was ist eigentlich mit den intermittierenden Sensibilitätsstörungen und der Taubheit im Bein? Weg!“

 Ich bin tatsächlich bis heute beschwerdefrei! 

 Mittlerweile bin ich Physiotherapeutin und habe die ganze Thematik wissenschaftlich beleuchtet. Aus einem selbst erlebten Erfahrungsbericht wurde ein professioneller Rat den ich jedem mitgeben kann:

 

Die beste und langfristige Behandlung eines Bandscheibenvorfalls ist: 

 Bewegung und Krafttraining!

 Dabei ist Krafttraining mehr als nur sinnvoll.

Krafttraining ist eine ZWINGENDE Voraussetzung für die Genesung nach einem Bandscheibenvorfall.

Nur so trainierst Du die Rückenmuskeln neu, damit sie sich an die veränderte Situation anpassen.

 

 

Wie du aus der schmerzenden Situation zurück in den Sport findest ist dabei aber nicht unerheblich. Übungen, die zur Stabilisierung der Wirbelsäulensegmente beitragen, sind  am effektivsten und primär am sinnvollsten. Achtsamkeit in Bezug auf den eigenen Körper  und das persönliche Schmerzempfinden sollten immer im Vordergrund stehen.

 Bevor du mit dem Training startest, berate dich mit deinem behandelnden Orthopäden oder Physiotherapeuten, um ein Belastungskonzept auszuarbeiten. Die erste Stufe deines Trainings sollte daraus bestehen die Schmerzen zu kontrollieren oder zu minimieren, denn bevor du mit Kraftübungen beginnst, solltest du aus der akuten Situation raus sein. Leicht mobilisierende und streckende Übungen sind hier empfehlenswert. 

Die Rückkehr zu leichten Aktivitäten kann den beginnenden Heilungsprozess tatsächlich beschleunigen. Achte dabei immer auf das Feedback Deines Körpers. Denn einer der größten Fehler, den Du an dieser Stelle machen kannst, ist zu schnell zu viel zu wollen.

 Koordinationstraining und leichte Belastung der Wirbelsäule fördern das muskuläre Zusammenspiel und stabilisieren deine Wirbelsäule in den einzelnen Segmenten. Hier schaffst du die Grundstabilität, die für ein späteres intensives Krafttraining von Nöten sein wird. Achte hierbei immer auf eine neutrale Haltung der Wirbelsäule und darauf, dass keine der durchgeführten Übungen Schmerzen provoziert.

Nach und nach kannst du nun in die stabilisierende Arbeit der Wirbelsäule wechseln und durch Übungen wie das „Planking“ oder „kontrollierte Rotationen“ gezielte Reize in den Rumpf bringen. Der genannte Prozess kann einige Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Du wirst aber schnell merken, dass du dich deutlich agiler, wohler und vor allem entlastet fühlst. 

 

Und nun? Ab ins Krafttraining!

 

Der vermutlich größte Fehler, den Du jetzt machen kannst, ist, zu schnell zu viel zu wollen.

Sei geduldig mit Dir. Auch, wenn Du zuvor nach fortgeschrittenen Trainingsplänen trainiert hast, solltest Du langsam beginnen. Verwende leichtere Gewichte mit höheren Wiederholungszahlen. Achte ganz besonders auf die korrekte Technik und steigere Dich progressiv.

 

Natürlich ist dies hier nur ein sehr allgemein gehaltener Artikel zu einem Thema welches komplexer nicht sein könnte. In einem guten Fitnessstudio wirst du Experten finden, die dich auf deinem Weg in ein schmerzfreies Leben begleiten.

 

Und bedenke: Ex-Boxchampion Vitali Klitschko erlitt zwei Bandscheibenvorfälle. Danach wurde er Weltmeister.

 

Das Training nach einem Bandscheibenvorfall ist immer eine Chance und für viele der Startschuss in einen gesunden Lebensstil, an dem sie – trotz geistiger und zeitlicher Auslastung ein Leben lang festhalten.